www.batcaves.de


Home ] zurück ] Silberschmuck ] Leichenwagen ] Sonstige Aktivitäten ] links und rechts ]

 

 

 

Törn 10606 Bermuda - Azoren 30.04.2006 - 22.05.2006

Verschnaufpause zwischen zwei Törns, Inselerkundung: wunderschön, verflucht teuer (vernünftig belegte Pizza ab 30 Dollar, Flasche Bier in der Kneipe ab 7 Dollar...) und very british.

         

    

02.05

Der erste Tag ist im Hafen von St. Georg zur Proviantübernahme, zum Wasser bunkern, Rigg- und Sicherheitseinweisungen genutzt worden. Ein kurzweiliges Programm bei zeitweise auftretenden Regenschauern das den Tag voll ausfüllte, so dass leider für die direkt zum Törnbeginn am Vorabend angereisten Mitsegler wenig Gelegenheit blieb, die Insel oder zumindest St. Georg zu erkunden. Das Auslaufen erfolgte morgens um 9 Uhr und nach Verlassen des geschätzten Naturhafens bekamen die Fische dank des starken Schwells reichlich Futter. Am Nachmittag zahlte sich das dichte Programm des Vortages aus: Das setzen der Segel funktionierte wesentlich reibungsloser als sonst am ersten Törntag. Zur Belohnung gab es auch gleich die ersten Delphine zu sehen. Dann noch eine gute und eine schlechte Nachricht: Die Gute: Der Geschirrspüler läuft wieder, wenn auch eine gewisse Guerilla-Taktik zum in Gang setzen erforderlich ist. Die Schlechte: Noch 2 Gläser Nutella in der Trockenlast und noch 3! Wochen auf See. (Für Nicht-Alex-Segler: Standardverbrauch sind ca. 2 Gläser am Tag!!!)

03.05

Der Tag wurde nach dem Frühstück mit der ersten Nutzung der Decksdusche auf diesem Törn begrüsst, der Andrang hielt sich bei 21 Grad Wassertemperatur mit drei todesmutigen Kandidaten stark in Grenzen. Wir sind heute vor dem Wind gekreuzt, das hiess Brass-Party für alle. Dank einsetzender Gewöhnung und etwas geringerem Schwell sind nur noch wenige seekrank. Der Geschirrspüler begeisterte zur Frühstückszeit durch ein schwelendes Kabel mit anschliessendem Totalausfall. Dank eingespielter Maschinisten funktionierte er zum Abendessen wieder, nur der Korb läuft noch nicht so wie er soll. Das Nutella ist zumindest für diesen Törn Geschichte, aber der schöne, wenn auch anstrengende Segeltag entschädigte dafür ebenso wie das Rinderfilet zum Mittag. Nachdem der Bootsmann reichlich Pönarbeiten verteilt hatte, konnte er an Backbord einen lachenden Hai sichten. Während die 4-8 Wache in den Sonnenuntergang segelt, wird drinnen von der 0-4 Wache lautstark unter Akkordeonunterstützung gesungen.

04.05

Die Decksduschmannschaft nach dem Frühstück hat sich auf 4 Leute vergrössert, es gibt weitere Anmeldungen für morgen, die Wassertemperatur beträgt aktuell 19 Grad C. Das Highlight der Deckduschaktion war die Sichtung eines weissen Wals auf der Back (extrem hellhäutiges Stammcrewmitglied).

  

Es wurde den gesamten Tag über bei achterlichen Winden und klarem Wetter gesegelt, während an Deck Tausendfüssler geknüpft wurden und Jochen den ersten Teil seines Törn-Tauwerkseminars abgehalten hat. Im Grosstopp sind erste Instandhaltungsmassnahmen begonnen worden, bei dem starken Seegang teilweise mit erheblicher Querbeschleunigung des Arbeitsplatzes.

         

Durch Zufall stellte sich heraus, dass sich der Enkel von Jochen Garrn's erstem Kapitän an Bord befindet.

05.05

Heute sind den Tag über immer wieder Geburtstagslieder für Vielleichtie Silke gesungen worden. Ihr ganz persönlicher Dank dafür an die Maschinisten war dann auch die einwandfreie Zerstörung eines Kühllastvorreibers. Die Kombüse kam so kurz nach dem Mittagessen für eine halbe Stunde nicht an die Kühlwaren heran, gut, dass das Essen bereits fertig war, direkt vorher wäre spannend geworden. Unter Begleitung von "fliegenden Fischen" und einiger "portugiesischer Galeeren" ist den Tag über bei bestem Wetter gesegelt worden. Natürlich wurde wieder an Deck gepönt und im Rigg gearbeitet. Die 0-4-Wache hat ab 16.00 in der Hamstertasche gesungen und gefeiert, das Akkordeon war ebenfalls wieder im Einsatz und nach 22.00 war noch nicht Schluss.
     

06.05

Der Tag verlief insgesamt sehr ruhig, der Wind wurde immer weniger und so wurde das Manöverdeck schnell zum Sonnendeck. Die Decksdusche, seit Törnbeginn immer nur morgens in Betrieb, wurde ganztägig genutzt. Die 0-4-Wache vertrieb sich die Zeit mit angeln, aber ausser einem Schäkel und einer Niroschraube konnte nichts gefangen werden. Unbestätigten Gerüchten zur Folge war beides schon beim Ausbringen an der Leine. Die 8-12-Wache konnte beobachten, dass "portugiesische Galeeren" schneller sein können als die ALEX. Die 4-8-Wache hat zur Erneuerung der Bekleedung zwischen Püttingswant und Want eine "Behelfsbrass" an der Grossrah angeschlagen - sehr zur Freude der 8-12-Wache, die für eine durch umlaufende Winde verursachte ungeplante Halse umbrassen musste. Nach Rundbrassen des Vortopps war erstmal Schluss, die Baustelle musste erst abgebaut werden. Aber die "Ersttäter" an Bord konnten so sehen, wie Kreuzbrassen aussieht

07.05

Das Morgengrauen begann beim ersten Tageslicht als wir feststellen mussten, dass die aufgrund des heftigen Windes (in Böen 0,5 Bft.) schlagende Fock ein Loch hat. Die Ursache war eine schlecht gepresste Kausch mit Fleischhaken im Drahtstander des Stb-Geitaus.

         

So bot sich die Gelegenheit, die Fock abzuschlagen und unter Jochen's fachkundiger Anleitung zu reparieren. Die geflickte Fock liegt schon wieder auf der Rah und wird morgen angenäht werden. Der ansonsten ruhige Tag ist mit Sonnenbaden, Decksduschen, Pönen und Ähnlichem verbracht worden. Abwechslung brachten erst eine Schule Delfine und später zwei Buckelwale, diese allerdings in etwas grösserer Entfernung. Da aufgrund des nicht vorhandenen Windes der Unterwasserbesan bemüht werden musste, sind wir heute gut voran gekommen, auch wenn wir  noch keinen Zeitrückstand haben. Nachmittags wurde die Schlappskiste geöffnet, was wohl im weiteren Verlauf des Törns noch mal geschehen wird.

 

08.05


Der Tag ist mit Instandhaltungsarbeiten verbracht worden, die Tagessstrecke ist bei Flaute unter Maschine zurückgelegt worden. Das Versaufloch ist auf der Backbordseite wegen Erneuerung der Fugen abgesperrt worden, damit fällt Decksduschen bis auf weiteres aus. Eine Behelfsdusche ist nicht installiert worden, da die gestern auf der Rah festgezeiserte Fock wieder angeschlagen wurde. Dabei tauchte auch mein seit gestern vermisster Fotoapparat wieder auf. Er war in die Fock mit eingeschlagen worden und fand sich nach dem Anknoten der Gordinge in einer der Segeltaschen wieder, kurz vor dem Loslassen des Segels. Alle Segelnocken der Rahsegel sind ebenfalls durchgeholt worden, da sie annähernd ausnahmslos recht locker waren. Kurzweilige Abwechslung boten im mehrmaligen Wechsel die Begegnungen mit Delfinen, Schildkröten und Walen.

    

09.05

Der Wind ist den ganzen Tag über stetig stärker geworden, nicht ohne Folgen: der Bootsmann ist fast arbeitslos, weil das Versaufloch durch die Wellen permanent geflutet wird und der Ausguck bekommt die Salznebeloptik direkt auf die Brille geliefert, sofern vorhanden. Leider ist der Wind zwar stark genug zum Segeln, kommt aber noch aus der falschen Richtung. Am-Wind-Kurse von 10 - 40 Grad sind nunmal nicht machbar. Das Essen gestaltet sich aufgrund extremer Häufung von Sprüchen aller Art seitens der Backschaft zeitweise recht schwierig. Geschätztes Verhältnis Lachen zu Essen ist 40 zu 60. Neben der derzeit ausgesetzten Decksduschaktion am Morgen hat sich "Jochens Märchenstunde" um 19.00 Uhr zu einer festen Institution entwickelt. Jochen erzählt aus seinem Leben. Das Manuskript fürs Buch dient als Vorlage, leider ist noch nicht klar, ob es je im Handel erhältlich sein wird. Es wäre schade, wenn es trotz der stark wachsenden Beliebtheit nicht erscheinen würde.

10.05

Der Tag begrüsste uns mit den Wellen von gestern und dem Wind von vorgestern - also Fahrstuhlfahren vorne auf der Back und annähernd Flaute. Neben dem üblichen Meeresgetier, welches ab und an gesichtet wurde, wurde wieder an allen Ecken und Enden gearbeitet.

Tageshöhepunkt war der Wachwechsel um 16.00 Uhr. Die eigentlich daran nicht beteiligte 8-12-Wache lief auf und sang mit Akkordeonunterstützung durch die 0-4-Wache folgendes Lied nach der Melodie: "Eine Insel mit zwei Bergen..." der Augsburger Puppenkiste:

Eine Bark mit grünen Segeln
auf dem tiefen weiten Meer
mit viel Stagen und Pardunen
ja, so kommt sie stolz daher.

Und wie mag das Schiffchen heissen,
überall ist sie bekannt,
jeder sollt' mal mir ihr reisen,
sie ist sechzigfach bemannt.

Eine Mannschaft in drei Wachen
und 'nen dicken weissen Wal,
mit viel singenden Sirenen
und 'nem reichlich kargen Mahl.

Und im Vortopp hing ein Segel
dieses hat ein dickes Loch,
das der Bootsi eifrig flickte,
ja, das lockte alle hoch.

Ohne Wind auf dem Atlantik,
die Maschine läuft sich heiss.
Hoffentlich wird das bald anders,
denn motoren, das ist .... toll.

Von Bermuda zu'n Azoren
unter Segeln wär famos,
ja da kann man was erleben,
auf der ALEX ist was los.

Anschliessend wurde verkündet, dass am Grosstopp eine Golddublone angeschlagen worden ist als Belohnung für denjenigen, der den weissen Wal fangen würde.
Der fast in Vergessenheit geratene weisse Wal ist also wieder da, auf die Rache bzw. den Gegenstreich des Moby Dick warten wir mit Spannung.

11.05


Als erstes ein 7-3-1 auf die 8-12-Wache, die erst mit dem Lied den Wind heraufbeschwor und später mit vier Leuten (Motorwache) die Marssegel und die Bramsegel setzte. Es wird endlich wieder gesegelt, einige wenige fühlten sich aufgrund der ständigen Krängungswinkel von 10 Grad nach Luv bis 20 Grad nach Lee unwohl, die Fische mussten aber hungrig bleiben. Alle sind bester Laune, wir hoffen, dass uns die derzeitigen Bedingungen bis Törnende erhalten bleiben (Windstärke 5, Seegang 4; 6,5 - 9 kn Fahrt). Letzte Nacht sind die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt worden, das zweite und vorletzte Mal auf diesem Törn. Nachmittags erfolgte etwas Sailtraining in Form von Segel setzen und aufgeien auf drei verschiedene Arten. Nachdem die Arme nach den Experimenten ausreichend lang waren, stand fest: von Luv nach Lee ist am besten. Als Ausgleich konnten wir direkt im Anschluss Fischerei-Slalom fahren - ausweichen vor einem sehr langen Treibnetz, markiert durch Bojen ca. alle 100 m zzgl. einer Boje mit Radarpeiler. Insgesamt ein sehr schöner Segeltag, der nach der langen Motorfahrt besonders intensiv genossen wurde.

12.05

Der Tag hat mit dem starken Seegang von gestern aber schwächerem Wind begonnen, begleitet von dem einen oder anderen Schauer. Gegen Mittag fand eine Feuerlöschübung mit simuliertem Schwelbrand im Bereich der Kammern 1 und 2 statt, der erfolgreich bekämpft werden konnte. Der Bootsmann wollte heute sein vor Tagen begonnenes Werk im Versaufloch beenden, da das Deck am Vormittag endlich mal wieder trocken war. Doch Rasmus und Petrus hatten anderes im Sinn: überkommende See und Regen im Wechsel trieben ihn in die Verzweiflung und die Arbeit nicht voran. Am späten Nachmittag tauchte achteraus ein Segler am Horizont auf, der per Funk anfragte, ob wir die klassische grüne Ketsch (Ne klar - is ´ne Bark und keinen Ketsch, aber sonst fast das Gleiche - segelt auch) von den Bermudas seien und welchen Kurs wir genommen hätten, dass wir bereits so weit gekommen seien. Es stellte sich heraus, dass es eine österreichische Yacht war. Die ALEX steuerte vor dem Sonnenuntergang her einem Regenbogen entgegen, während an Deck von der 0-4-Wache gesungen und Akkordeon gespielt wurde und die 4-8-Wache die Royal- und Bramsegel zur Nacht bezeiserte.

     

13.05

Der Tag begann mit einem Ständchen und Geburtstagskaiserschmarrn für Trainee Jens aus der 0-4-Wache. Für die Backschufte war der Tag teilweise sehr unangenehm, wie gestern auch schon. Vorwindkurs und Kreuzseen bis 5 Meter Höhe machten Putzen, Auf- und Abbacken, Abwaschen und Servieren zum Eiertanz, aber für die hungrige Meute war es auch nicht einfacher - sie waren allesamt mehr mit Festhalten von Geschirr und anderem beschäftigt als mit Essen. Mittags begleitete uns eine grosse Schule Delfine für etwa 20 Minuten, also deutlich länger als die sonst üblichen 500 Meter. Des Bootsmanns Gebete sind erhört worden, er konnte alle Fugen schliessen, die Nacharbeiten erfolgen in den nächsten Tagen. Ebenfalls geschlossen wurde - zum allgemeinen grossen Bedauern - "Jochens Märchenstunde", leider hat er das Manuskript bereits vollständig vorgetragen. Er hat allerdings noch genügend Geschichten für einen zweiten Band und Reinke wird den in den letzten Tagen vorgetragenen Band Korrektur lesen und eventuell verlegen. Wir dürfen gespannt sein...

         

14.05

Es war wieder ein schöner Segeltag mit starkem Seegang von achtern und ausreichend Sonne bei mässig bewölktem Himmel. Zum Wachwechsel um 12 Uhr mittags kam dann die grosse Stunde des weissen Wals. Die 4-8-Wache hisste eine eigens angefertigte dunkelblaue Flagge mit weissem Wal an der Grossrah und sang dazu mit Akkordeonunterstützung folgendes Lied nach der Melodie von "Yellow Submarine" der Beatles:

DER WEISSE WAL

Auf dem Schiff sind wir zu Haus
auf dem Meer bei Sturm und  Braus.
Die Dusch' an Deck , sie war so kalt,
trotzdem erfreut sie Jung und Alt.

Wir sind alle auf der Suche nach dem Wal, Suche nach dem Wal, Suche nach dem Wal.

Einen Wal sah man an Deck
und so mancher kriegt 'nen Schreck.
Der Wal verschwand und jeder weiss,
wer ihn findet kriegt 'nen Preis.

Wir sind alle auf der Suche nach dem Wal, ...

Die Such' war lang, doch jetzt ist klar,
wir haben Glück, der Wal ist da.
Das Gold am Mast, das steht uns zu
erst wenn wir's haben, geben wir Ruh.

Hier ist er, der gesuchte weisse Wal,
gesuchte weisse Wal, gesuchte weisse Wal.

Im Anschluss an das Lied ist der 8-12-Wache von der 4-8-Wache ein Blechkuchen mit einem weissen Wal aus Zuckerguss darauf übergeben worden. Es war eine sehr gelungene Reaktion des Moby Dick auf die Ankündigung einer Belohnung - der Kuchen wurde natürlich unter der gesamten Besatzung aufgeteilt - Ehrensache. Der Sonnenuntergang ist uns leider durch eine Regenfront zwischen ALEX und Sonne verdorben worden und so segeln wir ohne Himmelsverfärbungen mit 7,5 Knoten bei leicht auffrischendem Wind in die einsetzende Nacht.

15.05

Die 0-4-Wache konnte letzte Nacht ein seltenes Naturschauspiel beobachten: einen durch das Mondlicht hervorgerufenen vollständigen Regenbogen mit klaren Farben und etwas hellerem Himmel innerhalb des Bogens. Das etwas durchwachsene Wetter der letzten Nacht und des heutigen Vormittags wurde ab Mittag durch Sonnenschein abgelöst. Dazu gab es Butterkuchen mit Rosinen für unser Geburtstagskind Wolfgang (66). Animiert durch das schöne Wetter und den deutlich geringeren Seegang konnten nachmittags viele Rigg-Touristen beobachtet werden. Zeitweise glich der Grosstopp einer Fussgängerzone am letzten Samstag vor Weihnachten.
Seit 2 Wochen ist auf dem Echolot erstmals wieder Meeresboden zu sehen, derzeit bei knapp 400 Meter Tiefe.

    

16.05

Nach dem Riggtourismus gestern war heute ein anderes Phänomen zu beobachten: im Grosstopp wurden mit kräftiger Unterstützung durch engagierte Trainees zeitgleich sechs Tausendfüssler an den Topnanten erneuert. Unten an Deck tummelte sich eine Pressemeute von bisher ungeahntem Umfang.

    

Gegen 14.30 ging es dann mit den Prüfungen für Stammanwärter / Aufsteiger los. Gegen 16.30 stand fest: die Vielleichties Silke, Maren, Fin (Sophie), Regina und Pascal können ab sofort die Vorsilbe streichen. Die Leichtmatrosen Claas, Martin, Joachim und Andreas (Andy) sind ab sofort nicht mehr leicht. Herzlichen Glückwunsch zu den bestandenen Prüfungen.
Ansonsten ist es ein ruhiger Segeltag gewesen, der wahrscheinlich wegen der ruhigen See durch besonders häufig springende Delfine auffiel.
Annähernd im Dreieck sprangen auch drei Trainees, die im Kabelgatt eine Inventur durchführen sollten. Dank maximaler Entropie in der Kammer ein auswegloses Unterfangen und die Arbeit wurde frustriert eingestellt. Den Abend über werden noch die bestandenen Prüfungen gefeiert werden.

17.05

Der letzte (fast) vollständige Seetag verlief dank vieler Halsen und Boots- und Fotosafari sehr kurzweilig. Der Bootscrew entging allerdings der Wal (nein, nicht der weissse Wal!) hinter ihnen, für die an Bord der ALEX gebliebenen allerdings ein schöner Anblick. Der Anker wurde gegen 18.00 gen Grund gesandt und die ALEX liegt seitdem in einer geschützten Bucht an einer Steilküste mit drei Fischerbooten gemeinsam vor Anker.

Um 19.00 begann das Captain's Dinner, der Segelteil der Reise ist leider trotz der vielen Seetage viel zu schnell vorbei. Trotz der "gestohlenen" Stunde durch Zeitumstellung in der letzten Nacht wird es wohl kein kurzer Abend werden. Ich werde mich trotz der beendeten Segelzeit bis zum offiziellen Törnende weiterhin melden, auch wenn das ungewohnt viele Festland bei vielen eh er Befremden denn Freude auslöste. Die Azoren sind zwar nur Inseln, aber im Vergleich zum vielen Wasser der letzten zwei Wochen doch eine erhebliche Steigerung der sichtbaren Landmasse. Am Ende des Captain's Dinners tauchte (E)Rasmus auf und wird uns wohl noch mit handgemachter Musik "bedrohen".

18.05

Nachdem es um 07.00 Uhr "Anker auf" hiess, wurde die Fahrt vom Ankerplatz zum Hafen von Ponta Delgada zum Packen der Segel, Tausendfüssler wechseln und für Inventuren in verschiedenen Lasten genutzt. Nach dem Anlegemanöver gegen 14.30 sind die restlichen Segel gepackt worden. An unserem Liegeplatz muss 1994 die GORCH FOCK gelegen haben, denn an der Mauer über der Pier haben sie sich mit Deutschlandflagge und Wappen verewigt. Wir werden es uns nicht nehmen lassen, unseren Törn direkt darüber zu vermerken. Die Grundierung für unseren Beitrag zur farbigen Pier haben wir bereits heute aufgetragen. Da die Gorch-Fock-Leute ein Plakat von ca. 2,5 m x 3,5 m hinterlassen haben, mussten wir für unsere Malarbeiten erst ein Gerüst bauen, Leitern haben wir ja nicht. Also kurzerhand die rumliegenden Paletten bis ca. 2,2 m Höhe aufgestapelt und auf dem Turm die Mauer gepönt. Hoffen wir, dass die Hafenarbeiter uns die Paletten morgen nicht wegräumen, sonst wird's schwierig....

19.05

Der Morgen wurde effektiv genutzt. Kommando "Rein Schiff!!" sorgte für eine zuverlässige Beseitigung von Schmutz und Kater. Nachmittags wurden wieder Reparaturarbeiten im Rigg durchgeführt. Wesentlicher Bestandteil war das Labsalben aller Toppen. Abends traf sich die Crew fast vollständig versammelt in der Seglerkneipe Ponta Delgadas, wie auch schon am Vorabend.
Der Samstag wurde differenzierter verbracht. Ein Großteil der Mannschaft nutzte die Gelegenheit an einer vom Hafenagenten organisierten Inselrundfahrt teilzunehmen. Der Rest erkundete die Stadt auf eigene Faust, per pedes, mit Fahrrad oder Ausflug mit Mietwagen. Ausschlafen und Sachen packen waren ebenfalls beliebte Aktionen bei den an Bord gebliebenen.
Am Abflugtag hatte Trainee Jörg Geburtstag, dessen besonderer Tag zunächst einmal vollständig ignoriert worden ist. Mit der Besatzung unseres Fliegers hatten wir schnell einen Deal ausgehandelt und so gab es ein von einer Mitseglerin über ist Bordlautsprecher des Flugzeugs in die Kabine übertragenes Happy-Birthday-Solo mit der Melodie von "I am sailing". Die Überraschung ist gelungen.
Es war ein schöner Törn mit guter Stimmung an Bord und einer sehr guten Kombination verschiedener Wetterlagen, auch wenn mir persönlich ein echter Schwerwettertag fehlte.
So, dies waren die letzten Worte des Bordberichterstatters seit Havanna.

Bis zur nächsten Reise mit dem grünen Virus...